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Verzicht auf Klassenfahrten “Akt der Notwehr”

by p520121

Rot-grüne Regierung verantwortlich
Als einen Akt der Notwehr von Lehrerinnen und Lehrern, die die ständig steigenden beruflichen Belastungen nicht mehr hinnehmen können und wollen, hat der Philologenverband Niedersachsen in einer Presseerklärung die Absicht vieler hannoverscher Gymnasien bezeichnet, als Reaktion auf die Arbeitszeiterhöhung der rot-grünen Landesregierung keine Klassenfahrten mehr durchzuführen.

 

Die Verantwortung für diese Beschlüsse falle auf die für die Arbeitszeiterhöhung verantwortlichen Politiker zurück, erklärte der Vorsitzende des Philologenverbandes, Horst Audritz. Er appellierte an Eltern und Schüler, für die Situation der Lehrkräfte Verständnis aufzubringen: „Unsere Lehrerinnen und Lehrer wollen einfach nur guten Unterricht machen und ihre erzieherischen Aufgaben gut wahrnehmen, woran sie jedoch durch ein Übermaß ständig steigernder Belastungen gehindert werden.“ Der jüngste rot-grüne Kabinettsbeschluss mit einer Arbeitszeiterhöhung am Gymnasium um 2 Stunden, für Lehrer ab 55 Jahre sogar um 4 Stunden bringe nun das Fass vollends zum Überlaufen.

Vor 60 Jahren, so Audritz weiter, habe die Arbeitszeit im öffentlichen Dienst 54 Stunden pro Woche betragen, die Unterrichtsverpflichtung der Gymnasiallehrer 25 Stunden. Jetzt arbeite der öffentliche Dienst 40 Stunden, die Lehrer an Gymnasien sollten künftig 24,5 Stunden pro Woche unterrichten. Dabei seien Vorbereitung und Durchführung des Unterrichts aufgrund der Kompetenzorientierung und anderer Auflagen heute deutlich aufwendiger und zudem die außerunterrichtlichen Belastungen insbesondere durch die Einführung der Eigenverantwortlichen Schule enorm gestiegen.

Jüngste Äußerungen von Politikern aus dem Regierungslager zeigten, dass die derzeitigen Entscheidungsträger von der tatsächlichen Situation an den Schulen und der realen Arbeitsbelastung der Lehrer offensichtlich „keinen blassen Schimmer“ hätten. Teilweise werde sogar gezielt das üble Klischee von den „faulen Säcken“ bedient, wie kürzlich von Abgeordneten von SPD und Grünen in Emden. Geradezu demagogisch sei aber die Gleichsetzung von wöchentlicher Unterrichtsverpflichtung und Gesamtarbeitszeit, wie das der Sprecher des Kultusministeriums in seinen Verlautbarungen tue. Schon vor Jahren hätten zwei von der KMK und der NRW-Landesregierung in Auftrag gegebene Arbeitszeituntersuchungen ergeben, dass die Gymnasiallehrer zwar eine niedrigere Unterrichtsverpflichtung, aber die höchste Gesamtarbeitszeit aller Lehrergruppen hätten. Die Arbeitszeit der Lehrer an Gymnasien habe im Jahresdurchschnitt bereits damals bei 46 Stunden pro Woche gelegen. Dies belege deutlich, dass schon damals eine Unterrichtsstunde am Gymnasium einer Arbeitszeit von zwei Stunden entsprochen habe.

Angesichts der sich zuspitzenden Konfrontation zwischen Lehrerschaft und Landesregierung forderte Audritz eine umfassende empirisch-wissenschaftliche Untersuchung der tatsächlichen Arbeitszeit der Lehrer durch ein unabhängiges Institut. Damit könne die Diskussion versachlicht und eine gerechte Lösung herbeigeführt werden. „Wir werden diese Forderung massiv an die Landesregierung herantragen“, unterstrich Audritz. Bis zum Vorliegen der Ergebnisse dürfe es allerdings keine Arbeitszeiterhöhung für Lehrer geben.

Audritz brachte sogar ein „revolutionäres Arbeitszeitmodell“ ins Spiel, das die Diskussion über die Lehrerarbeitszeit ein für allemal beenden würde. Einige Lehrer seiner Organisation hätten vorgeschlagen, die gesamte Arbeitszeit in der Schule abzuleisten. Sämtliche Dienstverpflichtungen wären demzufolge z.B. zwischen 7.30 Uhr und 17 Uhr zu erledigen. Was in dieser Zeit nicht zu schaffen sei, bleibe liegen, nächtliche Unterrichtsvorbereitungen und Korrekturen am Wochenende und vieles andere Mehr gäbe es dann nicht mehr. Damit, so Audritz, gäbe es wie im gesamten öffentlichen Dienst die gesetzlich festgeschriebene 40-Stunden-Woche endlich auch für Lehrer, und niemand könnte mehr von den „faulen Säcken“ sprechen.

Hannover, 18.09.2013

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