Kultusministerin baut sich ein Wolkenkuckucksheim
Ministerin: 80 % Unterrichtsversorgung reichen völlig aus
Als einen erneuten Beleg für die sträfliche Unbekümmertheit, mit der Kultusministerin Heiligenstadt sich weiterhin an den drängenden Problemen in den niedersächsischen Schulen vorbeizumogeln versuche, hat der Philologenverband ihre heutige Pressemitteilung zum Schuljahresbeginn gewertet. „Kein Wort von den massenhaften Abordnungen von Lehrkräften der Gymnasien an Grundschulen, kein Wort von den bedrückenden Problemen bei der Inklusion, kein Wort von übergroßen Klassen – die Ministerin steckt weiterhin den Kopf in den Sand”, kritisierte der Vorsitzende des Philologenverbandes, Horst Audritz.
Nehme man diese Presseerklärung zum Maßstab für die Glaubwürdigkeit der Kultusministerin, dann könne man nur feststellen, dass sie sich treu geblieben sei, all die Probleme und Defizite, durch die die derzeitige Schul- und Bildungspolitik in Niedersachsen gekennzeichnet ist, herunterzuspielen oder gar zu leugnen. Dass die Ministerin sogar die katastrophale Unterrichtsversorgung, die sich bereits im dritten Jahr in Folge auf rasanter Talfahrt befinde und sich im neuen Schuljahr noch weiter verschlechtern werde, schönzureden versuche, statt ehrlicherweise das Scheitern ihrer Politik einzugestehen, sei skandalös. „Wenn die Ministerin jetzt eine Unterrichtsversorgung von 80% für ausreichend erklärt, dann ist das ein einziger Offenbarungseid und ein Schlag ins Gesicht unserer Schülerinnen und Schüler, die wir bestmöglich fördern und betreuen wollen”, unterstrich Audritz.
In ihrer Presseerklärung verschweige die Ministerin zudem aus offensichtlichen Gründen die massenhaften Abordnungen, die jetzt die Gymnasien kurzfristig noch an die Grundschulen vorzunehmen hätten, obwohl es derzeit dazu in den Gymnasien mehr als brodele. „Diese Abordnungen, zumal so kurzfristig zu diesem Zeitpunkt, sind ein Akt der Hilflosigkeit einer planlosen Ministerin”, so Audritz.
An Warnungen und guten Vorschlägen des Philologenverbandes hinsichtlich der vorhersehbaren Probleme habe es nicht gefehlt – doch die Ministerin habe sich stets taub gestellt. So komme es jetzt zu chaotischen Situationen in den Schulen, wenn Gymnasien mit nur 97 % Unterrichtsversorgung noch eben mal so nebenbei 51 Stunden abordnen sollen; Spitzenreiter sei derzeit eine Schule mit nur 94 % Unterrichtsversorgung, die jetzt noch die Weisung erhalten habe abzuordnen. „So wird die Unterrichtsversorgung in den Gymnasien von der Ministerin immer weiter nach unten gefahren”, kritisierte Audritz.
Die Äußerungen der Ministerin zum Schuljahresbeginn zeigten erneut, dass sie ihr Amt nicht angemessen ausfülle, sondern Probleme schönrede oder leugne und sich in ein Wolkenkuckucksheim begeben habe. So sei diese Presseerklärung der Ministerin einmal mehr ein Beleg dafür, dass der Schul- und Bildungspolitik in diesem Lande jeglicher Realitätsbezug und jegliche Sachkunde fehle – kein Wunder, wenn das Kultusministerium führungslos dahindümpele, die Richtung von den beiden Regierungsfraktionen vorgegeben und der Sachverstand im Kultusministerium nicht genutzt werde. „So kann es doch im Interesse unserer Schülerinnen und Schüler nicht weitergehen!”
Hannover, 02.08.2017