Die SPD will die Lehrkräfte künftig nur noch für Schulstufen, nicht mehr für Schulformen ausbilden. Danach soll es neben Primarstufen-, Oberstufen- und Berufsschullehrern einen Einheitslehrer für alle Schüler der Klassen 5 bis 10 geben. Dies entspreche dem bildungspolitischen Ziel der SPD, längerfristig für alle Schüler dieser Klassenstufen die Gesamtschule als einzige Schulform einzuführen, legte Audritz dar. Bereits das bildungspolitische Grundsatzprogramm der Niedersachsen- SPD „Zukunft der Bildung“ erkläre dazu ganz offen: „Es muss ein Ausbildungsgang für das Unterrichten an der Gemeinsamen Schule geschaffen werden.“ So entpuppe sich das angeblich zukunftsorientierte Lehrerbildungskonzept der SPD als ein dreister Angriff auf ein leistungsfähiges Schulwesen und insbesondere auf das Gymnasium.
Eine Einheitslehrerausbildung führe in keiner Weise zu einer Vorbereitung der künftigen Lehrerinnen und Lehrer auf die differenzierten Aufgaben in der Unterrichtspraxis der einzelnen Schulformen, betonte Audritz. Der Unterricht für Gymnasialschüler verlange eine andere fachwissenschaftliche, fachdidaktische und unterrichtsmethodische Ausbildung ihrer Lehrkräfte als das Unterrichten an anderen Schulformen. So wenig wie Allgemeinmediziner Fachärzte ersetzen könnten, so wenig könne der Einheitslehrer allen schulischen Bildungsgängen in ihren spezifischen Zielsetzungen gerecht werden.
Audritz unterstrich, dass der Philologenverband in der heutigen Lehrerbildung Korrekturbedarf sehe, jedoch mit anderen Schwerpunkten als die SPD. So habe sich das Bachelor- Master-Studium in seiner jetzigen Form kaum bewährt. Es führe zu fachlichen Defiziten in der Ausbildung künftiger Lehrer und müsse daher einer Revision unterzogen werden. Defizite, die nach Korrekturen verlangten, gebe es auch in der sog. zweiten Phase der Lehrerausbildung, der Ausbildung im Studienseminar. Sinnvoll sei eine „Exzellenzinitiative Lehrerbildung“, deren Aufgabe die Erforschung und Förderung herausragender Lehrerbildungsmodelle sein solle. Generell forderte Audritz eine verpflichtende Eignungsberatung für alle Lehramtsbewerber zu Beginn des Studiums.
Audritz forderte die Parteien und Bildungssachverständigen auf, ohne ideologische Scheuklappen über eine Verbesserung der Lehrerausbildung zu diskutieren, die der Verbesserung der Unterrichtsqualität diene und damit zu besseren Lernergebnissen der Schülerinnen und Schüler führe.
Hannover, 27.04.2012