Die Bestimmung, dass die integrierte Gesamtschule künftig alle anderen Schulformen, insbesondere auch die Gymnasien in einer Region ersetzen könne, gefährde die Existenz zahlreicher Gymnasien. Der Staatssekretär im Kultusministerium habe dies im letzten Jahr ganz offen bestätigt, als er sagte, dass es bald an einigen Standorten nicht mehr drei, sondern nur noch ein Kreisgymnasium geben werde. Im Übrigen zeige ein Blick in die schulpolitischen Programme von SPD und Grünen, dass diese Parteien nach wie vor die Gesamtschule als einzige Schulform anstreben. Dazu passe auch die für das nächste Jahr vorgesehene Abschaffung der Gymnasiallehrerausbildung.
Die geplante Möglichkeit, Grundschulen und integrierte Gesamtschulen zu einer Schule zusammenzufassen, sei, so Audritz, eine weitere trickreiche Maßnahme, um die Gymnasien zu schwächen bzw. deren Schließung gezielt herbeizuführen. Sie sei pädagogisch nicht begründbar, sondern diene einzig und allein dem Zweck, Grundschüler und ihre Eltern bei der Wahl der weiterführenden Schule in Richtung IGS zu lenken und die Gymnasien auf diese Weise „auszutrocknen“. Dies werde insbesondere dort möglich sein, wo Gymnasien nur noch in „zumutbarer Entfernung“, d.h. mit einem Fahraufwand von zwei Stunden täglich zu erreichen sind.
Die Behauptung, es gehe nur um die Gleichberechtigung der IGS mit anderen Schulformen wies Audritz zurück. Wenn eine Schulform alle anderen ersetzen könne, dann habe das mit Gleichberechtigung und einem fairen Wettbewerb zwischen unterschiedlichen Bildungsangeboten nichts mehr zu tun.
Die Absicht, die Gymnasien mit der Waffen der Schulgesetzänderung zurückzudrängen und teilweise gymnasialfreie Zonen zu schaffen, sei so offensichtlich, dass alle anders lautenden Beteuerungen nur als eine dreiste Täuschung der Öffentlichkeit bewertet werden könnten, unterstrich der Vorsitzende des Philologenverbandes.
Gegen die Umgestaltung der Schullandschaft in eine Gesamtschul-Monokultur kündigte Audritz harten Widerstand an. „Wir werden vor Ort um die Existenz jedes funktionsfähigen Gymnasiums kämpfen, und wir haben darin mit den Eltern und Schülern der bedrohten Schulen starke Verbündete“, betonte Audritz.
Scharfe Kritik übte Audritz auch an der geplanten Abschaffung der Schullaufbahnempfehlung am Ende der Grundschulzeit. Dadurch werde den Schülern und Eltern eine sachgerechte Orientierung über den weiteren Bildungsgang unnötig erschwert. Nunmehr solle die Eignung der Schüler für bestimmte Bildungswege offenbar überhaupt keine Rolle mehr spielen, zumal Rot-Grün auch das Sitzenbleiben und die Überweisung von am Gymnasium überforderten Schülern auf für sie geeignetere Schulformen abschaffen wolle. Anstrengungsbereitschaft und Eigenverantwortung für den Schulerfolg seien für Rot-Grün offenbar unwichtig. Ein Rückgang der Bildungsqualität sei damit vorprogrammiert.
Positiv bewertete Audritz die Rückkehr zur neunjährigen Schulzeit an Gymnasien. Die Landesregierung sei hier den begründeten Forderungen des Philologenverbandes, der Eltern und weiter Teile der Öffentlichkeit gefolgt, was zu begrüßen sei. Allerdings dürften auch hier bei der Umsetzung durch das Kultusministerium keine Abstriche bei der Bildungsqualität gemacht werden.
Hannover, 04.11.2014