Philologenverband legt Vorschlag zur Beilegung des Arbeitszeitkonfliktes vor
Der Philologenverband Niedersachsen sieht den Schulfrieden im Lande ernsthaft gefährdet, wenn die Landesregierung weiter starr an der Arbeitszeiterhöhung für Lehrkräfte festhält und sachlich fundierte Argumente sogar mit neuen Provokationen beantwortet.
Der jetzt vorliegende Entwurf einer Arbeitszeitverordnung für Lehrkräfte halte nicht nur an der willkürlichen und wortbrüchigen Arbeitszeiterhöhung für Gymnasiallehrer fest, erklärte der Vorsitzende der Lehrerorganisation, Horst Audritz, er enthalte nicht einmal mehr den ursprünglichen Beschluss des Landeskabinetts, die Wiederherstellung der früheren Altersermäßigung für alle Lehrer nur zeitlich befristet „auszusetzen“; stattdessen werde diese jetzt generell gestrichen. Diese zusätzliche Provokation werde der ohnehin andauernden Empörung in den Kollegien neue Nahrung geben und die Auseinandersetzungen mit Rot-Grün weiter antreiben, unterstrich Audritz.
Der Zorn der Gymnasiallehrer richte sich in besonderem Maße auch deswegen gegen die Landesregierung, da diese in der Öffentlichkeit nach wie vor den Eindruck schüre, Gymnasiallehrer hätten im Vergleich zu Lehrkräften an anderen Schulformen die geringste Arbeitszeit. Gleichzeitig lehne Kultusministerin Heiligenstadt jede wissenschaftlich-empirische Untersuchung der Lehrerarbeitszeit ausdrücklich ab. Dies sei, so Audritz, der beste Beweis dafür, dass das Handeln von Rot-Grün willkürlich sei und die Regierung Angst vor der „Arbeitszeit-Wahrheit“ habe.
Audritz betonte, dass ein Dauerkampf zwischen Lehrern und Landesregierung das gesamte Bildungsklima in Niedersachsen belasten müsse und in niemandes Interesse liegen könne. Deshalb habe sich der Philologenverband mit einem konkreten Vorschlag an alle Landtagsabgeordneten gewandt, in der Hoffnung auf positive Resonanz bei Rot-Grün. Der Vorschlag zeige, dass mit der jetzt beschlossenen Wiedereinführung von G 9, der neunjährigen Schulzeit an Gymnasien, auch die Arbeitszeiterhöhung der Gymnasiallehrer überflüssig wird, da man, wie auch Berechnungen des Kultusministeriums bestätigten, bei einem Wegfall der erhöhten wöchentlichen Unterrichtsstunden von G8 erforderliche finanzielle Spielräume zurückgewinnen könne.
Bei einer solchen Regelung würden sicherlich auch die Klassenfahrten wieder aufgenommen, da der Anlass für deren Streichung entfalle. In diesem Zusammenhang verwies der Vorsitzende des Philologenverbandes darauf, dass derzeit schon etwa 170 Gymnasien und Kooperative Gesamtschulen beschlossen hätten, im Falle des unveränderten Festhaltens der Landesregierung an der Arbeitszeiterhöhung keine Klassenfahrten mehr durchzuführen, was auch erhebliche Auswirkungen auf die Jugendherbergen hätte, die bereits den Ausfall von mehr als 15.000 Übernachtungen meldeten – eine unmittelbare Folge der starren Haltung der Landesregierung.
Die Landesregierung, unterstrich Audritz, möge die Entschlossenheit der Lehrkräfte und ihrer Organisationen nicht unterschätzen, bei Verweigerung jeglicher Korrekturen seitens der Landesregierung notfalls über Jahre für ihre berechtigten Interessen zu kämpfen. Lenke die Landesregierung nicht ein, so werde der Philologenverband den Arbeitszeitkampf unvermindert, jedoch mit neuen und anderen Instrumenten und Maßnahmen fortsetzen. Landesweit würden auf jeden Fall Abgeordnete und Entscheidungsträger weiterhin in vielen Veranstaltungen den Lehrern, Eltern und Schülern Rede und Antwort stehen müssen. Dazu kämen auch rechtliche Auseinandersetzungen mit der Landesregierung, die, wie gutachterliche Stellungnahmen zeigten, bei einem unveränderten Inkraftsetzen der jetzt in der Anhörung befindlichen Arbeitszeitverordnung eine für die Lehrer positive Wende erwarten ließen.
Noch gebe es aber die Chance, einen Dauerkonflikt mit seinen unabsehbaren Folgen für das Schulwesen in Niedersachsen zu vermeiden. Der Philologenverband sei bereit, konstruktiv an einer Beilegung des Konflikts mitzuwirken.
Hannover, 24.02.2014