Ein solcher Vergleich der statistischen Werte zur Unterrichtsversorgung der Schulformen lasse völlig außer Acht, dass die Unterrichtsversorgung der einzelnen Schulformen nach höchst unterschiedlichen Kriterien berechnet werde und somit diese statistischen Werte nicht miteinander vergleichbar seien. „Hier wird eine Spiegelfechterei mit Zahlen betrieben, die eher Ausdruck einer unseriösen Politik ist als ein Beitrag zu einer sachgerechten Information”, so Audritz.
Wie problematisch ein solcher Vergleich sei, habe die Ministerin selbst bei der Beantwortung einer Zusatzfrage eines Abgeordneten darlegen müssen: Nach ihrer Darstellung könne ein Gymnasium mit 90% Unterrichtsversorgung seinen Pflichtunterricht nicht mehr abdecken, während alle anderen Schulformen dazu durchaus in der Lage seien. Besonders krass zeigten sich die Unterschiede der Berechnungskriterien im Vergleich mit der IGS, bei der, so die Ministerin, bereits eine Unterrichtsversorgung von 71% für die Erteilung des Pflichtunterrichts ausreiche.
Diese von der Ministerin genannten Zahlen zeigen in aller Deutlichkeit die eklatante Ungleichbehandlung der Schulformen bei der Berechnung der Unterrichtsversorgung, die zu Ungerechtigkeiten und zur Benachteiligung insbesondere der Gymnasien führe. Es sei daher dringend an der Zeit, die Kriterien zur Berechnung der Unterrichtsversorgung zwischen den Schulformen anzugleichen, anstatt mit unsachgerechten Vergleichen der statistischen Unterrichtsversorgung verschiedener Schulformen falsche Bilder in der Öffentlichkeit zu erzeugen. „Entsprechende Forderungen des Philologenverbandes liegen seit langem auf dem Tisch”, unterstrich Audritz.
Auch die Äußerungen der Ministerin, die Schulen könnten bei angespannter Unterrichtsversorgung durch einen höheren Unterrichtseinsatz der Lehrkräfte Unterrichtsausfall vermeiden, könne so nicht stehen bleiben. Dies sei zwar im Prinzip zunächst richtig, die Ministerin dürfe dann aber auch nicht verschweigen, dass diese zusätzlich von Lehrkräften erteilten Stunden wieder abgebaut werden müssten, was allerdings angesichts der schlechten Unterrichtsversorgung nicht möglich sei. So würden inzwischen viele Lehrer an Gymnasien Berge von Überstunden vor sich herschieben, deren Abbau nicht in Sicht sei. Diese Überstunden, so die Ministerin, würden aber auch nicht statistisch erfasst, so dass die reale Situation an den Gymnasien überhaupt nicht bekannt sei.
Audritz forderte, endlich mit der Schönrederei der Unterrichtsversorgung an den Gymnasien aufzuhören und zwischen den Schulformen zu sachgerechten und vergleichbaren Kriterien der Berechnung zu kommen. Derzeit jedenfalls gehöre das Gymnasium in der Realität nicht zu den relativ gut, sondern zu den besonders schlecht versorgten Schulformen.
Hannover, 21.01.2016