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Herr Minister, Lehrkraft ist nicht gleich Lehrkraft!

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Statement des Vorsitzenden des Philologenverbandes Niedersachsen, Horst Audritz, zur Rede des Niedersächsischen Kultusministers Grant Hendrik Tonne zu TOP 14 a der Landtagssitzung am 11.09.2019:

 „Die Zahlen zu den Lehrereinstellungen in Niedersachen für das Schuljahr 2019/2020, die der Kultusminister dem Landtag in warmen Worten präsentiert hat, sind nicht mehr als verzweifelte Schönrederei. Es ist unstrittig, dass es einen erheblichen Mangel an Lehrkräften gibt. Dies ist ein bundesweites Phänomen, das bestimmte Mangelfächer und Schulformen besonders trifft.  Aber es leiden alle Schulformen unter diesem offensichtlichen Steuerungsversagen der letzten Jahre, was Unterrichtsausfall und Abordnungszahlen deutlich belegen. Es gab keine ausreichende Bereitstellung von Studienmöglichkeiten und auch die konkrete Berechnung der Schülerzahlen war fehlerhaft, wie aktuell die Bertelsmann-Studie untermauert hat.

Warnungen in diese Richtung und Forderungen zum Umsteuern haben wir wieder und wieder ausgesprochen, sie wurden von den Verantwortlichen schlicht ignoriert.  Daher ist es für uns nicht akzeptabel, dass noch immer so getan wird, als sei durch bloße Zahlenwerte abzuleiten, dass an unseren Gymnasien alles in Ordnung ist, wir gar einen Überhang bei Lehrer- und Unterrichtsversorgung hätten. Diese Ammenmärchen sind für unsere Lehrkräfte mittlerweile eine echte Provokation.

Es fehlen an vielen unserer Gymnasien die passenden Fachlehrer. Dort, wo bloße Prozentzahlen eine hohe Unterrichtsversorgung suggerieren, werden Fachlehrer abgeordnet und nicht selten fachfremd an Grund-, Haupt- und Realschulen eingesetzt. Herr Minister, Lehrkraft ist nicht gleich Lehrkraft, ebenso sind die Schulformen grundverschieden. Die Sek I-Schulen benötigen dringend mehr Lehrkräfte, aber das bedeutet eben nicht, dass an den Gymnasien jegliche Steuerung in dieser Hinsicht eingestellt werden darf. Stellen Sie die individuellen Bedarfe endlich verstärkt in Rechnung: bereinigen Sie endlich die irreführenden Statistiken, passen Sie Studienmöglichkeiten an, entlasten Sie die vorhandenen Lehrkräfte. Alles andere ist fahrlässig für die niedersächsischen Schulen.“

Hannover, 11. September 2019

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