Audritz kritisierte auf der von allen niedersächsischen Lehrerorganisationen gemeinsam veranstalteten Kundgebung scharf die Arbeitszeiterhöhung für Gymnasiallehrer und die Rücknahme der bereits beschlossenen Wiederherstellung der Altersermäßigung. Damit werde die Zusicherung einer früheren SPD-Kultusministerin gebrochen, die seit 1998 zehn Jahre lang unentgeltlich geleisteten Überstunden der Lehrkräfte ohne gleichzeitige Arbeitszeiterhöhung zurückzuzahlen. Auch die damals gegebene Zusage, die seinerzeit verschlechterte Altersermäßigung nach dem Auslaufen der bisherigen Altersteilzeitregelung wieder herzustellen, sei einfach beiseitegeschoben worden. Faktisch würden die Lehrkräfte damit teilweise, ab 55 Jahren sogar gänzlich um die rechtlich zugesicherte Rückzahlung ihres Mehrunterrichts betrogen. Audritz: „Was soll man von Regierenden halten, die sich so bedenkenlos über geltende Zusicherungen, über das Prinzip von Treu und Glauben hinwegsetzen?“
Weiter warf der Vorsitzende des Philologenverbandes Kultusministerin Heiligenstadt vor, sie habe keine Ahnung von der heutigen Situation in den Schulen, wenn sie Arbeitszeiterhöhungen für Lehrer als „vertretbar und verkraftbar“ bezeichne. Seit langem habe sich die Arbeitsbelastung der Lehrkräfte immer weiter erhöht, werde die pädagogische Gesamtsituation immer schwieriger. Gerade sei die Inklusion dazugekommen, eine neue arbeitsaufwendige Herausforderung. Zahlreiche Lehrkräfte arbeiteten nur noch Teilzeit, weil sie das Pensum einer vollen Stelle nicht mehr schafften. Selbst der Landesrechnungshof mache sich Sorgen um den Krankenstand der Lehrer. Nicht eine Arbeitszeiterhöhung, sondern eine Arbeitszeitsenkung für alle Lehrer sei das Gebot der Stunde.
Zur Finanzierung ihrer Wahlversprechen würde Rot-Grün die Lehrer gleich mehrfach zur Kasse bitten. Dazu gehöre auch die um fünf Monate verzögerte Einkommensanpassung im kommenden Jahr, was bei den Lehrkräften einmal mehr zu einer Senkung der Realeinkommen führe. Verbesserungen im Schulbereich seien aber zweifellos eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe und müssten dementsprechend von allen Bürgern getragen und nicht durch Sonderopfer einer einzelnen Beschäftigungsgruppe finanziert werden.
Die Maßnahmen von Rot-Grün führten im Übrigen zum Wegfall von etwa 1900 Lehrerstellen. Das bedeute: Weniger pädagogischer Nachwuchs in den Schulen und das berufliche Aus für viele junge angehende Lehrkräfte.
Die solidarische Demonstration in Hannover, so Audritz, werde nicht die letzte Aktion der Lehrer sein: „Als Nächstes werden wir an die Türen der Landtagsabgeordneten klopfen.“ Noch bleibe die Hoffnung auf die Einsicht der Volksvertreter, dass eine Politik des Wortbruchs und der Ungerechtigkeit ins Abseits führe. Denn gegen 85.000 zu Recht empörte Lehrerinnen und Lehrer könne man auf Dauer nicht erfolgreich Schulpolitik machen.
Hannover, 29.08.2013
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