Damit werde auch das Elternrecht auf freie Wahl der Schulform für das eigene Kind schrittweise beseitigt. Gleichzeitig werde eine Senkung des Leistungsniveaus und eine weitgehende Beseitigung jeglicher Selbstverantwortung der Schüler für ihren Lernerfolg eingeleitet. „Einer solchen, gegen den Willen der Bevölkerungsmehrheit gerichteten, zukunftsfeindlichen und unsozialen Schulpolitik werden wir gemeinsam mit allen Kräften entgegentreten”, betonten Audritz und Wiedenroth.
Die Behauptung der Kultusministerin und der rot-grünen Landesregierung, nach dem neuen Schulgesetz seien alle Schulformen gleichberechtigt und würden gestärkt, stelle die Tatsachen auf den Kopf. „Wenn die Integrierte Gesamtschule als „ersetzende Schulform“ zukünftig alle anderen Schulformen beseitigen kann, wie kann man da noch von Gleichberechtigung sprechen?“ fragten Wiedenroth und Audritz. Die so genannte „Bestandsgarantie” für Gymnasien existiere bei Lichte besehen nicht, wenn das Gesetz Schulträgern ermögliche, auf Gymnasien zu verzichten. Wie die Kultusministerin im Landtag selbst bestätigte, müsse nach dem Gesetzentwurf nicht einmal in einer kreisfreien Stadt oder in einem Landkreis noch ein Gymnasium vorgehalten werden; außerdem sei die „zumutbare Entfernung” zu einem noch bestehenden Gymnasium mit bis zu drei Stunden Wegezeit mehr als unzumutbar. Auch die Möglichkeit, Integrierte Gesamtschulen mit Grundschulen zusammenzulegen, diene offensichtlich nur dem Zweck, die Schüler nach der 4. Klasse nahtlos in die IGS zu schleusen, um auch auf diese Weise die umliegenden Gymnasien auszutrocknen.
Die Befürchtung, das Schulgesetz führe zu einer flächendeckenden Einführung der Gesamt-schule, wie das von beiden Verbänden zusammen mit anderen geäußert werde, sei „keine leichtfertige Behauptung”; vielmehr werde das allein durch einen Blick in die bildungspolitischen Grundsatzprogramme von SPD und Grünen eindeutig belegt und bestätigt. Die SPD habe sich schon vor Jahren alternativlos auf die IGS als einzige Schule festgelegt, und die Grünen hätten u.a. in ihrem Landtagswahlprogramm 2013 ganz offen proklamiert, dass sie in der jetzigen Legislaturperiode „möglichst viele Schritte” in Richtung auf „eine Schule für alle” von der 1. Klasse bis zum Ende der Mittelstufe vollziehen wollten.
Nachdrückliche Kritik übten die Lehrer- und Elternvertreter auch an der beabsichtigten Ver-ringerung von Leistungsanforderungen, wie z.B. der Reduzierung schriftlicher Arbeiten, dem Wegfall von Zeugnisnoten in der Grundschule und der weitgehenden Abschaffung von Klas-senwiederholungen und Überweisungen auf andere Schulformen. Mit diesen Vorhaben und mit der Abschaffung der Schullaufbahnempfehlung werde die Botschaft vermittelt, dass Eignung, Leistung, Anstrengungsbereitschaft und Selbstverantwortung für den Schul- und Lebenserfolg kaum noch eine Rolle spielten. Dies habe verheerende Folgen für die Entwicklung des einzelnen Schülers wie auch der gesamten Gesellschaft.
Gegen die rot-grünen Pläne zur schrittweisen Abschaffung des vielfältigen und leistungs-fähigen Bildungssystems in Niedersachsen kündigten Audritz und Wiedenroth einen „umfas-senden Widerstand“ an. Eine breite Aufklärungskampagne über die wahren Zielsetzungen und Gefahren der rot-grünen Schulpolitik sei bereits im Gange. Ferner sei jetzt eine Online-Petition auf openPetition zur Erhaltung der Vielfalt unseres Schulwesens und des Rechts der Eltern auf freie Schulwahl angelaufen. Im ganzen Land sei zudem eine Vielzahl unterschiedlicher Aktionen in Gang gesetzt. Dazu gehörten auch intensive Gespräche mit den Abgeordneten der Regierungsfraktionen, in deren Händen jetzt die endgültige Gestaltung des Schulgesetzes liege.
„Wir appellieren hier und heute an die politischen Entscheidungsträger, den berechtigten Einwänden von Eltern, Lehrern und gesellschaftlichen Organisationen im Gesetzgebungs-verfahren noch Rechnung zu tragen und so die Grundlagen für einen stabilen Schulfrieden in Niedersachsen zu schaffen”, betonten die beiden Verbandsvertreter. Die begrüßenswerte Entscheidung für die Wiedereinführung des 13. Schuljahres an Gymnasien könne hierfür ein Beispiel sein.
Mit Nachdruck versicherten Wiedenroth und Audritz, dass ihr Kampf gegen das rot-grüne Schulgesetz sich nicht gegen die Integrierte Gesamtschule als solche richte. „Wir wollen vielmehr unsere bisherige Bildungsvielfalt mit ihren unterschiedlichen schulischen Angeboten erhalten und die Rechte der Eltern bei der Schulformwahl für ihre Kinder sichern”, unterstrichen die beiden Verbandsvertreter. Nur so könnten die drohenden jahrelangen Auseinan-dersetzungen vermieden werden und alle Schulformen sich endlich in Ruhe auf den Unterricht und die Schulqualität konzentrieren.
Hannover, 11.02.2015
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Link zur Online-Petition:
https://www.openpetition.de/petition/online/frau-ministerin-erhalten-sie-unsere-schulische-vielfalt-und-das-elternrecht-auf-freie-schulwahl
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Philologenverband Niedersachsen, Sophienstr. 6, 30159 Hannover
Tel.: 0511 – 36475-0 ∙ ∙ www.phvn.de
Verband der Elternräte der Gymnasien Niedersachsens∙ Geschäftsführerin: Petra Wiedenroth, Tischlerbreite 3, 31789 Hameln
Telefon: 05151 – 609 85 44 ∙ E-Mail: ∙ www.elternraete-gymnasium.de
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