Es habe seit seinem Amtsantritt keine eigenen Akzentsetzungen aus der Feder des Ministers gegeben, und auch eine eigene Handschrift der Koalitionsregierung von SPD und CDU in der Schul- und Bildungspolitik suche man vergeblich. Der Leitsatz des „Verwalten statt Gestalten” nehme immer unheilvollere Formen an, wie sich das in eklatanter Weise auch in der Aushöhlung gymnasialer Bildung zeige. „Mit der von Tonne bedenkenlos fortgeführten Politik seiner Vorgängerin wird die Leistungsfähigkeit der Gymnasien weiterhin in unverantwortlicher Weise und zum Nachteil unserer Schülerinnen und Schüler gemindert”, bemängelte Audritz. Die derzeit geplanten zahlreichen Änderungen der Verordnung zur gymnasialen Oberstufe seien nur ein Beispiel für diese verhängnisvolle Politik, die bewusst an den realen Erfordernissen einer leistungsfähigen Schule vorbei betrieben werde. „Wie ist es ansonsten zu erklären, dass die Verpflichtung zu zwei Fremdsprachen in der Einführungsphase der Oberstufe in unserer zunehmend europäisierten und globalisierten Welt gestrichen werden soll? Oder wie ist es zu verstehen, dass in der Oberstufe die Zahl der schriftlichen Leistungsnachweise für unsere angehenden Abiturienten noch weiter gekürzt werden soll und manche Leistung gar nicht bewertet werden darf?”, so Audritz.
In zahlreichen Stellungnahmen und Eingaben habe der Philologenverband in den vergangenen Monaten vor einer weiteren gezielten Absenkung niedersächsischer Bildungsansprüche eindringlich gewarnt und eine Korrektur dieses leistungsfeindlichen Kurses gefordert, jedoch oftmals nicht einmal eine Antwort oder bestenfalls stark verspätete, nichtssagende Erwiderungen dazu aus dem Kultusministerium erhalten. „Die Arbeit im Ministerium scheint alles andere als rund und koordiniert zu laufen, was sich auch an der ministeriellen Lethargie in Fragen der Unterrichtsversorgung der Schulen sowie in berufspolitischen Fragen zeigt”, stellte Audritz fest. Drängende Themen wie die viel zu hohe Arbeitszeit der Lehrkräfte und Anrechnungsstunden für besonders belastete teil- und vollzeitbeschäftigte Lehrkräfte, die immer noch ausgesetzte Altersermäßigung oder das schwelende Thema weiterer Abordnungen von den Gymnasien an andere Schulformen sowie besorgniserregender Unterrichtsausfall belegten das Untätigsein der ministeriellen Bürokratie unter Tonne.
„Wir fordern Minister Tonne nach dem ersten halben Jahr in seinem Amt auf, nun endlich diese drängenden Probleme konsequent und zielstrebig anzugehen. Alles andere wäre auch für unsere Schülerinnen und Schüler mehr als verhängnisvoll”, so Audritz.
Hannover, 23.5.2018