Arbeitszeiterhöhung für Gymnasiallehrer sachlich nicht gerechtfertigt und ungerecht
Philologenverband schreibt Brief an Weil und Landesminister: Von Erhöhung der Lehrerarbeitszeit Abstand nehmen
Neue Untersuchung zur Lehrerarbeitszeit gefordert
Der Philologenverband Niedersachsen hat an Ministerpräsident Weil und die Mitglieder des Landeskabinetts appelliert, von der beabsichtigten Arbeitszeiterhöhung für Gymnasiallehrer Abstand zu nehmen.
In einem Schreiben an Weil und die Kabinettsmitglieder verweist der Vorsitzende des Philologenverbandes, Horst Audritz, auf Untersuchungen unabhängiger Institute, nach denen die tatsächliche Arbeitszeit der Lehrkräfte an Gymnasien im Vergleich zu anderen Schulformen durchgängig am höchsten sei. Allein von der Zahl der wöchentlich zu erteilenden Unterrichtsstunden auszugehen sei in keiner Weise sachgerecht, weil dies die zeitaufwendigen Vorbereitungs- und Korrekturzeiten, insbesondere in der gymnasialen Oberstufe und für das Abitur, nicht berücksichtige. Insgesamt liege die Arbeitszeit der Lehrkräfte an den Gymnasien – auch unter Berücksichtigung der Ferien – nach allen Untersuchungen schon bisher mit über 50 Stunden wöchentlich weit über der Arbeitszeit des öffentlichen Dienstes in Niedersachsen. Zu bedenken sei auch, dass sich die Arbeitsbelastung durch die Einführung der Eigenverantwortlichen Schule in den letzten Jahren noch deutlich erhöht habe und sich mit der Einführung der Inklusion weiter erhöhen werde.
Die zunehmende Zahl physischer und psychischer Erkrankungen von Lehrkräften, auf die jüngst sogar der Landesrechnungshof hingewiesen habe, sollte ein Warnsignal sein, die Schraube nicht zu überdrehen. Dies gelte auch für die ebenfalls geplante Rücknahme der Regelung zur Altersermäßigung der Lehrkräfte über 55.
Audritz verwies in seinem Schreiben auch darauf, dass die niedersächsischen Gymnasiallehrerinnen und -lehrer zehn Jahre lang wöchentlich zwei Unterrichtsstunden zusätzlich erteilt hätten, um den Unterrichtsausfall nicht weiter anwachsen zu lassen. Sie hätten dabei auf die rechtsverbindliche Zusage der ehemaligen Kultusministerin Jürgens-Pieper vertraut, dass diese Stunden später zurückerstattet werden sollten. Eine faktische Rücknahme dieser Zusage durch die jetzt geplante Arbeitszeiterhöhung stelle einen schweren Vertrauensbruch dar und werde zu tiefgreifender Erbitterung der betroffenen Lehrkräfte führen.
Abschließend forderte Audritz die Landesregierung auf, eine neue Untersuchung zur Lehrerarbeitszeit in Auftrag zu geben, um die Grundlage für eine gerechte Arbeitszeitregelung zu schaffen.
Pressemitteilung vom 01.07.2013