Dies gelte umso mehr, als viele Lehrkräfte zunächst an der Befragung hätten teilnehmen wollen, dann aber aus Verärgerung und Empörung über die Art der Fragestellung und die starren Antwortschemata das Ausfüllen abgebrochen hätten. Nach Aussage der durch-führenden Universität seien aber auch derart abgebrochene Vorgänge gespeichert und gezählt worden, was nach Auffassung des Philologenverbandes nicht geschehen dürfe und die Zahlen verfälsche.
Die geringe Teilnahme sei für den Philologenverband nicht überraschend, da es schon im Vorfeld der Befragung, als die Fragebögen mit ihren Fragen bekannt wurden, in den Schulen zahlreiche Proteste gegeben hätte, so zum Beispiel zu der tendenziösen Art der Befragung, zu den fest vorgegebenen Antwortmöglichkeiten sowie zu der auf wenige Zeichen beschränkten Möglichkeit der Darstellung von Belastungen und von Entlastungsmöglichkeiten. Daher hätte die überwiegende Zahl der Lehrkräfte in dieser Befragung keine Möglichkeit gesehen, ernsthaft und konkret auf ihre missliche berufliche Situation mit ständig neuen Belastungen aufmerksam zu machen und damit wirklich eine spürbare und notwendige Verringerung der Arbeitszeit zu erreichen.
Insgesamt könne diese Online-Befragung nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich das Land weiterhin beharrlich weigere, die Arbeitszeit der Lehrkräfte nach objektiven Kriterien zu untersuchen, wie das der Philologenverband seit langem fordere und wie das das OVG Lüneburg in seinem Arbeitszeiturteil vom Juni 2015 vom Kultusministerium zeitnah angemahnt habe. Offensichtlich befürchte das Land, dass die Ergebnisse einer solchen Arbeitszeituntersuchung die Verringerung der Lehrerarbeitszeit in allen Schulformen unausweichlich machen werde, was die Ministerin unbedingt verhindern wolle. Angesichts dessen dürfe man schon heute auf die Auswertung der Befragung und auf die Konsequenzen gespannt sein, die das Land aus den Ergebnissen ziehen werde.
Hannover, 29.06.2016