Die vor einigen Jahren vorgenommene Verkürzung der Schulzeit am Gymnasium auf 8 Jahre hat sich, wie die Praxis gezeigt hat, zunehmend als folgenreicher Eingriff in die Bildungs- und Erziehungsarbeit des Gymnasiums erwiesen, was auch von Schülern, Eltern und Lehrern kritisiert wurde. Dieses sowie veränderte Rahmenbedingungen für Unterricht und Erziehung hätten jetzt eine Neubewertung der Schulzeitdauer erforderlich gemacht, erklärte der Vorsitzende des Philologenverbandes, Horst Audritz.
Die Notwendigkeit, die Wochenstundenzahl und den Lernstoff von neun Schuljahren auf acht Schuljahre zu komprimieren, habe sich insgesamt als kaum lösbares Problem erwiesen. Auch zahlreiche Nachbesserungen hätten die Probleme nicht zufriedenstellend beheben können, betonte Audritz. Zudem sei das vertiefende und übende Lernen zu kurz gekommen. Auch hätten wichtige Lerngegenstände aus entwicklungspsychologischen Gründen nicht mehr angemessen behandelt werden können. Außerdem sei die Möglichkeit sinnvoller außerschulischer Aktivitäten der Schüler durch die Schulzeitverkürzung stark beschnitten worden. All dieses sei mit dem Selbstverständnis des Gymnasiums als Ort einer vertieften Allgemeinbildung und Persönlichkeitsentwicklung nicht vereinbar.
Audritz führte weiter aus, dass auch der verstärkte und begrüßenswerte Zustrom zu den Gymnasien aus allen Bevölkerungsschichten und von Schülern mit Migrationshintergrund in den letzten Jahren zunehmend eine veränderte Situation geschaffen habe: „Wir wollen aber jeden gymnasialfähigen Schüler auch zu einem qualifizierten und erfolgreichen Abschluss führen. Dazu brauchen wir jedoch wieder mehr Zeit.“
Hannover, 15.02.2013