Der Philologenverband Niedersachsen hat nachdrücklich begrüßt, dass seine wiederholte Forderung nach einer Beseitigung der bürokratischen Auswüchse der Eigenverantwortlichen Schule das Kultusministerium jetzt zum Handeln veranlasst hat.
Eine Mitgliederbefragung des Philologenverbandes habe ergeben, dass die den Schulen aufgebürdeten außerunterrichtlichen Zusatzaufgaben für die Lehrkräfte ein enormes Ärgernis darstellen, unterstrich der Vorsitzende der Lehrerorganisation, Horst Audritz. Seit langem habe der Verband nicht mehr soviel Kritik und Ärger registriert, aber auch soviel Dankbarkeit für sein Engagement zur Beseitigung dieser Missstände erfahren, so Audritz.
„Unsere Lehrerinnen und Lehrer wollen ihre Arbeitszeit in die Vorbereitung von gutem Unterricht und in die Wahrnehmung erzieherischer Aufgaben investieren und nicht für endlose Konferenzen, Gremiensitzungen und sachfremde bürokratische Aufgaben verpulvern“, betonte Audritz. Ebenso seien den Schulleitungen viele Aufgaben aufgebürdet worden, die entweder überflüssig seien oder von zentralen Schulbehörden wesentlich ökonomischer und sachgerechter bearbeitet werden könnten.
Audritz begrüßte es, dass Kultusminister Althusmann in dieser Woche auf die objektiv vorhandenen Missstände mit einem „Verbändegespräch“ reagiert und eine gründliche Prüfung der vorgebrachten Kritik versprochen habe. Dabei habe der Philologenverband ein 17 Punkte umfassendes Papier vorgelegt, das auf den zahlreichen konkreten Eingaben der Mitgliederbasis beruhe.
Sehr kritisch sähen die Lehrkräfte etwa die Vorschrift, dass jede Schule auf der Basis allgemeiner Bildungsstandards und Kerncurricula eigene Lehrpläne für jedes Fach entwickeln und ständig fortschreiben müsse, so Audritz. Für überflüssig werde auch die Verpflichtung für die Schulen gehalten, für vielerlei Bereiche jeweils eigene „Konzepte“ zu entwickeln und kontinuierlich zu überprüfen, beispielsweise Kommunikationskonzepte, Personalentwicklungskonzepte und Gender-Mainstream-Konzepte. Jede Schule müsse so das Rad neu erfinden, was reine Zeitverschwendung sei und zur Verbesserung der Unterrichtsqualität „null Komma nichts“ beitrage. Auch der ausufernde Umfang der statistischen Erhebungen müsse auf Sinnhaftigkeit überprüft werden. Und schließlich erfordere die ausgeprägte Verrechtlichung des Schulbereichs die rechtssichere Gestaltung von Verträgen aller Art durch die mit juristischem Spezialwissen ausgestattete Landesschulbehörde und nicht durch die Schule, denn der Schulleiter sei kein Verwaltungsjurist. Die für das Land teure Katastrophe mit den rechtlich nicht korrekten Honorarverträgen an Ganztagsschulen habe die Tragweite der jetzigen Fehlkonstruktion hinsichtlich der Verantwortlichkeiten in aller Klarheit deutlich gemacht.
Audritz gab der Hoffnung Ausdruck, dass noch vor der Landtagswahl im Januar 2013 spürbare Verbesserungen in Kraft gesetzt würden. „Was nicht nachvollziehbar der Verbesserung des Unterrichts und der Wahrnehmung erzieherischer Aufgaben dient, muss reduziert oder gestrichen werden“, umriss Audritz das Ziel des Philologenverbandes.
Hannover, 13. September 2012