Frau Ministerin Hamburg,
unsere Kolleginnen und Kollegen erwarten von Ihnen, die niedersächsischen Lehrkräfte endlich in ihren Anliegen ernst zu nehmen und in ihrer pädagogischen Arbeit zu unterstützen. In Gesprächen zeigt sich immer wieder: Politiker und Politikerinnen haben kaum Ahnung von unserer Arbeitsrealität. Sie besuchen Schulen, um sich Leuchtturmprojekte vorstellen zu lassen und machen Fotos für Instagram und Co in eigener Sache. Das Kerngeschäft bleibt ihnen weitgehend verborgen. „Wollen sie es überhaupt kennenlernen?“ fragte kürzlich eine junge Kollegin. Diese Frage ist angesichts der seit Jahrzehnten aufgeschobenen Probleme berechtigt.
Frau Hamburg – wir brauchen endlich Ihren ernsthaften Blick auch auf die Schulen mit gymnasialem Angebot und die Gymnasien!
Glauben Sie wirklich, z.B. die Abschaffung des Referendariats, mit noch mehr Belastung für Lehrkräfte, die stattdessen nebenher „coachen“ sollen, hilft Niedersachsens Schulen? Oder die Aufhebung der schulformspezifischen Lehramtsausbildung bringt nur einen jungen Menschen mehr dazu diesen Beruf zu ergreifen?
Wir erleben täglich:
- überfüllte Klassen,
- Berge an Vertretungsstunden,
- ausgebrannte, erschöpfte, resignierte Lehrkräfte – auch in Funktionsstellen und Schulleitung,
- Schülerinnen und Schüler ohne Sprachkenntnisse, denen nicht angemessen geholfen werden kann, weil kaum Weiterbildungskurse für Lehrkräfte zur Verfügung gestellt werden,
- fehlende Schulpsychologen,
- überbeanspruchte Beratungslehrkräfte mit viel zu wenig Anrechnung,
- Klassenlehrkräfte, die oft mehr Bürokratie und Listenverwaltung und Kontoführung (Klassenreisen) als Unterricht betreiben müssen….
Diese Liste ließe sich fortsetzen – sogar sehr lange. Das darf nicht sein. Das muss endlich ein Ende haben. Vergeuden Sie nicht weiter Zeit, setzen Sie nicht weiter die Zukunft niedersächsischer Generationen aufs Spiel.
Befolgen Sie eine alte norddeutsche Weisheit: Nicht schnacken, machen!