Home Aktuelles Statistik des Ministeriums verschleiert weiterhin hohen Einstellungsbedarf

Statistik des Ministeriums verschleiert weiterhin hohen Einstellungsbedarf

by hermelingmeier

Abitur muss personell sichergestellt sein

Abitur muss personell sichergestellt sein

Die auch in diesem Jahr verkürzte und damit unzutreffende Darstellung der Unterrichtsversorgung der Gymnasien durch den Kultusminister kritisiert der Philologenverband Niedersachsen erneut deutlich.

„Jedes Jahr aufs Neue versucht Minister Tonne mit den vorgelegten Zahlen zu vermitteln, dass an den Gymnasien mit einer durchschnittlichen Versorgung von 102,2 Prozent keine Probleme in der Unterrichtsversorgung bestehen. Wir können uns nur wiederholen. Es handelt sich hier um einen rein statistischen Wert, der keine Aussagekraft für die tatsächliche Erteilung des Unterrichts an den einzelnen Gymnasien und auch für das fachspezifische Fehl vieler Schulen hat“, stellt Verbandsvorsitzender Horst Audritz klar. Der Minister erklärte, dass sich der Anstieg der Zusatzbedarfe – also der Stunden, die zusätzlich zur Erteilung der Pflicht-Stundentafel und der Poolstunden zugewiesen werden sollen – statistisch deutlich niederschlage, was allerdings nicht für die Gymnasien gilt. Von einer guten Unterrichts- und Lehrerversorgung könne angesichts der weiterhin bestehenden absurden Abordnungspraxis sowie der gymnasialen Mangelfächer wirklich keine Rede sein.

Die Grundlage, auf der das Kultusministerium die Zahlen zur Unterrichtsversorgung berechne, sei nicht aussagekräftig genug. Das Gymnasium benötige allein zur Erteilung des Pflichtunterrichts eine wesentlich höhere statistische Unterrichtsversorgung als andere Schulformen, wodurch eine Vergleichbarkeit zwischen den Schulformen überhaupt nicht gegeben sei. Dies musste das Ministerium in der Vergangenheit schon mehrfach selbst einräumen. „Der in Wirklichkeit hohe Unterrichtsausfall wird somit nach wie vor verschleiert. Dies gilt besonders für die fächerspezifische Unterrichtsversorgung. Betrachtet man allein an unseren Gymnasien die Lücken bei der Versorgung in Mathematik, Informatik und in den naturwissenschaftlichen Fächern, werden die Probleme sofort deutlich“, bilanziert Audritz.

Als irreführend bezeichnet der Verband auch den Eindruck, dass die höhere Zahl von Neueinstellungen zu einer besseren Versorgung an den Schulen geführt habe. Allein der Blick auf die keineswegs reduzierte Abordnungspraxis zeige dies deutlich. „Die Berichte aus den Schulen sind nach wie vor alarmierend. Es findet offensichtlich kein pädagogisch begründeter Austausch unter den benachbarten Schulen statt, augenscheinlich geht es nur um Stundenkontingente, die zu liefern sind, völlig losgelöst von einer bedarfsgerechten Beschulung der Schülerinnen und Schüler“, so Audritz.

Unbeantwortet bleibe auch nach wie vor die Frage, ob das Abitur nach der Rückkehr zu G9 fächerspezifisch sichergestellt ist. „Gesicherte Ergebnisse dazu haben wir immer noch nicht vorliegen, obwohl die Zeit mehr als drängt“, erklärt der Vorsitzende.

Die vagen Aussagen des Ministers, dass in den vergangenen Einstellungsrunden bereits auf Vorrat gymnasiale Lehrkräfte eingestellt wurden, die für den Mehrbedarf ab 2021 vorgesehen seien, betrachtet der Verband mit großer Skepsis. „Auch hier fehlt ein konkreter Plan. Wie läuft die Rückführung der Lehrerinnen und Lehrer an die Gymnasien? Wurden die Fächerkombinationen beachtet? Was passiert dann mit den Lücken, die diese Lehrkräfte an anderer Stelle reißen? Werden dann wieder neue Abordnungskarawanen durchs Land ziehen müssen? Diese Fragen muss der Minister schnellstmöglich beantworten. Die heute vorgelegten Zahlen jedenfalls sind noch keine Trendwende, wir brauchen endlich eine Bedarfsplanung, die über das nächste Schuljahr hinausgeht und auch den Veränderungen der Arbeitszeiten Rechnung trägt“, appelliert Audritz abschließend.

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