Home Aktuelles Statement zu Lehrerneueinstellungen und Abordnungen: “Realitätsverlust, hier saloppen Optimismus walten zu lassen”

Statement zu Lehrerneueinstellungen und Abordnungen: “Realitätsverlust, hier saloppen Optimismus walten zu lassen”

by hermelingmeier

Der Vorsitzende des Philologenverbandes Niedersachsen, Horst Audritz, äußert sich zu den von Minister Tonne präsentierten Zahlen der Lehrerneueinstellungen und Abordnungen wie folgt:

„Der Optimismus, den der Minister angesichts der weiterhin untragbaren Abordnungspraxis sowie der für die Umstellung auf G9 fehlenden Lehrkräfte an den Tag legt, ist ein Affront für die Lehrkräfte an unseren Schulen.

Es ist richtig, dass der Bedarf an den Gymnasien 2020 durch das Abitur nach 13 Jahren noch einmal deutlich ansteigt und damit erhöhte Einstellungszahlen erforderlich sind und auch schon vorausschauend eingestellt werden musste. Die nun vorgelegten Zahlen zeigen das Scheitern der bisherigen Maßnahmen nun Schwarz auf Weiß. Es wird nicht nur, wie von Minister Tonne erklärt, eine „Herkules-Aufgabe“ sein, die Unterrichtsversorgung zu sichern. Zudem zeigt die Diskrepanz zwischen derzeitigen Einstellungen und den fürs nächste Jahr ausgeschriebenen Stellen, dass es unmöglich sein wird, die Stellen zum neuen Schuljahr zu besetzen. Angesichts des Lehrermangels und der seit Jahren bestehenden Schwierigkeiten, Fachlehrer bedarfsgerecht zu gewinnen, grenzt es an Realitätsverlust, hier saloppen Optimismus walten zu lassen.

Auch die wiederholten Versuche, die Abordnungen mit vorausschauenden Einstellungen zu rechtfertigen, werden bei einer weiteren enormen Steigerung der Abordnungszahlen immer unerträglicher. Die tatsächliche Situation an unseren Schulen wird hier einmal mehr bewusst vor der Öffentlichkeit verschleiert. In der Realität betreffen die Abordnungen in Niedersachsen flächendeckend insbesondere viele Gymnasiallehrer, keineswegs nur neu eingestellte Lehrkräfte. Sie führen an den abordnenden Gymnasien zwangsläufig zu Einschränkungen des Unterrichtsangebotes bis hin zum Unterrichtsausfall in einzelnen Fächern.

Die heutige Wiederholung der verfehlten Argumentation, dass die bisherigen Einstellungen auf Vorrat an den Gymnasien ausreichen, zeigt, dass der Minister die Lage in fahrlässiger Weise unterschätzt. Wir benötigen endlich einen tiefgreifenden Lösungsansatz zur Beseitigung des schulformübergreifenden Lehrermangels. Derzeit sehen wir hier überhaupt keinen Grund für Optimismus.“

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