Home Aktuelles Rot-Grüne Landesregierung zieht die Notbremse: Reform der Lehrkräfteausbildung gestoppt

Rot-Grüne Landesregierung zieht die Notbremse: Reform der Lehrkräfteausbildung gestoppt

by hermelingmeier

„Die Stufenlehrerausbildung ist vorerst auf Eis gelegt. Es wäre zu hoffen, dass sie dort liegen bleibt und nicht aus ideologischen Gründen wieder aufgetaut wird,“ stellt Dr. Christoph Rabbow, Vorsitzender des Philologenverbandes fest. „Auch wenn die Landesregierung in Sachen Lehrkräfteausbildung gerade noch rechtzeitig die Notbremse gezogen hat, gibt es genügend weitere Aufgaben, die jetzt angepackt werden müssen.“ Dies gelte für alle drei Phasen der Ausbildung.

Lehrkräftetrichter verdeutlicht die angespannte Situation der Lehrkräftegewinnung

Der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft beschreibe in seiner jüngsten Veröffentlichung mit dem Bild des Lehrkräftetrichters die Problematik: Von 52500 Lehramtsstudienanfängern erhielten 29400 einer Masterabschluss oder schlössen mit dem ersten Staatsexamen ihr Studium ab. Von den 30600 (inklusive Quereinsteiger ohne Lehramt), die den Vorbereitungsdienst begönnen, beendeten dann 92,5 Prozent das Referendariat. Diese Verjüngung von 52500 über 29400 zu 28300 Absolventinnen und Absolventen des Referendariats werde als Lehramtstrichter bezeichnet. Das Gros der Anfänger (42 Prozent) gehe also bereits vor oder direkt nach dem Bachelorabschluss andere Wege.

Wo bleiben die Studierenden? – Eine Ursachenforschung durch MWK ist dringend notwendig

„Es ist bisher überhaupt nicht klar, wo die Studierenden, die den eingeschlagenen Weg verlassen, bleiben und welche Gründe es dafür gibt. Wenn also 40 Prozent den Lehramtsstudiengang nicht zu Ende führen, dann sollte man die Gründe dafür kennen, bevor man sich an eine Reform des Studiengangs macht“, erwartet Rabbow. „Nach dem folgerichtigen Stopp der Stufenlehramtsausbildung sollte Minister Mohrs den Rest der Legislaturperiode nutzen, um Ursachenforschung zu betreiben. Das Wissenschaftsministerium ist gefordert ein entsprechendes digitales Analysetool zu entwickeln, um herauszubekommen, warum so viele junge Menschen andere als den zunächst eingeschlagenen Weg gehen.“ Statt weiterhin Zeit in unnötige Reformpläne zu stecken, sei hier Engagement gefordert, den Lehrkräftetrichter im oberen Bereich zu verbreitern.

Vorbereitungsdienst muss an aktuelle Gegebenheiten angepasst werden

„Auch das Haus von Julia Willie Hamburg kann die Hände jetzt nicht in den Schoß legen. Der Vorbereitungsdienst muss modernisiert werden, um den ständig wachsenden Herausforderungen zu begegnen. Wir benötigen gut ausgebildete Lehrkräfte für alle Schulformen“, betont Rabbow. Dazu brauche es einen, an die heutigen Anforderungen angepassten 21-monatigen Vorbereitungsdienst und eine deutlich bessere Verzahnung von Theorie und Praxis im Studium, Referendariat und der Berufseinstiegsphase. Nur so könne dem oft beschriebenen Praxisschock begegnet werden. Die Studienseminare sollten in der Verzahnung der drei Phasen zur zentralen Schnittstelle werden. Das bedeute Veränderungen im Selbstverständnis der Seminare, denn Ausbildung müsse auf Augenhöhe geschehen. „Was wir nicht brauchen, ist Selbstgefälligkeit oder Bevormundung. Was wir brauchen, ist eine positive Einstellung und den Mut zur Veränderung im bestehenden System. Dort, wo etwas nicht funktioniert, müssen wir es funktionsfähig machen. Zukünftige Lehrkräfte müssen sich ständig neuen Herausforderungen stellen. Das gelingt nur, wenn Systemstörungen behoben und auch alte Zöpfe abgeschnitten werden“, fordert Rabbow.

Hannover, 6. August 2024

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