Auf der gemeinsamen Tagung der Arbeitsgemeinschaften der Jungen Philologen und der Seminar- und Fachleiter stellten die Lehrerinnen und Lehrer dem Kultusminister zum Schuljahresende ein schlechtes Zeugnis aus. Zumindest was die Lehrerausbildung angeht, ist die Versetzung des Ministers gefährdet. Während die Schulen stets im Hauptblickfeld des Kultusministeriums standen, wurde die Lehrerausbildung im letzten Jahr aus den Augen verloren. Die Arbeitsgemeinschaften waren sich einig, so kann und darf es in der Lehrerausbildung nicht weitergehen. Das neue Schuljahr muss als Startschuss in die Aufnahme aller Präsenzveranstaltungen an den Studienseminaren verstanden werden. Noch mehr Ausfall oder Ersatz durch digitale Ausbildungsformate darf es nicht geben, bereits heute ist die Ausbildung der jungen Lehrerinnen und Lehrer gefährdet.
Der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der Jungen Philologen, Peter Gewald, verlangt die Lehrerausbildung zu verstetigen und das geht nur mit einer Verlängerung des Referendariats. „Der PHVN hat bereits auf dem Philologentag 2018 in Goslar ein ausgereiftes Konzept für eine moderne, den aktuellen Erfordernissen angepasste Lehrkräfteausbildung in Niedersachsen vorgelegt. Dieses muss nun endlich umgesetzt werden. Die Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst dürfen nicht zu Verlierern der Pandemie werden“, fordert Gewald.
Kritisiert werden auch die Kürzungen in der Lehrerausbildung, insbesondere dass Fahrzeiten zu den Ausbildungsschulen nicht mehr angerechnet werden sollen. „So wird die Lehrerausbildung in der Fläche kaputt gemacht. Die Attraktivität der Lehrerausbildung hat stetig nachgelassen. Demnächst muss man wohl noch Geld mitbringen, um zukünftige Lehrkräfte auszubilden“, stellt Matthias Pretz (AG der Seminar- und Fachleiter) fest.
Die beiden Arbeitsgemeinschaften im Philologenverband Niedersachsen fordern daher konkret:
· Wiederaufnahme der Fachsitzungen und der pädagogischen Sitzungen in Präsenz
· Wiederaufnahme von kollegialen Hospitationen durch Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst
· Sofortige Teilnahme der Ausbildungslehrkräfte der Schulen an den Hospitationen, der kollegiale Austausch ist für beide Seiten unverzichtbar
· Gemeinsame Unterrichtsbesuche auch wieder als gemeinsame Veranstaltungen realisieren
· In allen Staatsexamensprüfungen wieder Zuhörerinnen und Zuhörer zulassen
· Mehr in die Lehrerausbildung investieren, alle Etatkürzungen sofort zurücknehmen
· Teilhabe der Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst am bundesweiten Digitalpakt
· Rückkehr zu 21 Monaten Referendariat (Grundsatzpapier Lehrerausbildung des PHVN)
· Ausbilderinnen und Ausbilder stärker entlasten, Wertschätzung der an der Ausbildung mitwirkenden Lehrkräfte auch durch finanziellen Anreiz schaffen
Der Vorsitzende des Philologenverbandes, Horst Audritz, unterstützt die aus der Tagung der Arbeitsgemeinschaften hervorgegangenen Forderungen ausdrücklich: „Jeder eingesetzte Euro in die Lehrerausbildung ist eine Investition in die Bildung unserer Schülerinnen und Schüler. Wer an der Lehrerausbildung spart, schadet zukünftigen Generationen. Der Fokus muss nun dringend wieder von der akuten Hilfe in den Schulen in die gesamte Breite des niedersächsischen Bildungswesens gehen, sonst werden die Nachwirkungen der Pandemie noch dramatischer sein als ohnehin zu befürchten.“
Hannover, den 21.7.2021