Keine Taschenspielertricks zulasten der Schulen, Herr Minister!
Per Erlass vom 23.6.2020 hat das Kultusministerium entschieden, dass zur Sicherung der Unterrichtsver-sorgung befristet für das Schuljahr 2020/2021 in allen Schuljahrgängen die Klassen gemäß Schülerhöchst-zahl (an den Gymnasien und Integrierten Gesamtschulen 30) neu gebildet werden müssen. Ausgesetzt wird also die Regel, dass einmal gebildete Klassen aus pädagogischen Gründen nur nach dem 2., 4., 6. und 8. Jahrgang verändert werden. Zusätzlich wird im 6. Schuljahrgang die Zahl der Poolstunden (pro Klasse ste-hen bisher zwei Stunden für besondere pädagogische Maßnahmen zur Verfügung) um 25 Prozent gekürzt. Begründet wird die Maßnahme mit der Sicherung der Unterrichtsversorgung
Der Vorsitzende des Philologenverbandes Niedersachsen, Horst Audritz, erklärt dazu:„
Es ist angesichts der derzeitigen Gesamtsituation und der schwierigen Monate, die hinter uns allen liegen, völlig unverständlich, dass statt Entgegenkommen und Unterstützung für Schulen, Lehrkräfte und Schüler nun die Belastungen weiter gesteigert werden. Mit rechnerischer Schönfärberei wird der Eindruck erweckt, es gebe genügend Lehrkräfte, weil sich die statistische Unterrichtsversorgung durch die Neuberechnung nun verbessert. Wir fordern daher ganz klar: Keine Taschenspielertricks zulasten der Schulen, Herr Minis-ter! Dieser Erlass muss unverzüglich zurückgenommen werden.
Tatsache ist, dass in der Corona-Krise Präsenzunterricht nach voller Stundentafel nicht gewährleistet wer-den kann, weil es an Personal und Ausstattung der Schulen mangelt. Die Lehrkräfte tun ihr Möglichstes, um alle Schülerinnen und Schülern auch durch Fernunterricht zu erreichen. Belastungen und Anforderun-gen haben enorm zugenommen.
Die Corona-Krise lässt sich nur durch mehr Personal und mehr finanzielle Ressourcen bewältigen. Mittel zu kürzen, das ist der falsche Weg. So riskiert man auch noch die Motivation und das Engagement der Willigen und Verständnisvollen. Unsere Schulen mit all ihren Beteiligten haben gerade jetzt einen fairen Umgang und Wertschätzung verdient.“
Hannover, 25. Juni 2020