Home Aktuelles Erneuter PISA-Warnschuss: Umsteuern im Bildungssystem erforderlich

Erneuter PISA-Warnschuss: Umsteuern im Bildungssystem erforderlich

by hermelingmeier

Als Bestätigung seiner seit Jahren vorgetragenen Problemfeldanalysen in den Schulen wertet der Philologenverband Niedersachsen das Ergebnis der neuesten PISA-Studie. Mit Blick auf die schlechtere Leistungsbilanz seit den letzten Erhebungen, könne ein knappes Abschneiden über dem OECD-Durchschnitt für Deutschland keinesfalls zufriedenstellend sein. „Wir erleben eine erneute Ergebnisverschlechterung bei den PISA-Tests und landen bei den Auswertungen wieder bei den Ergebnissen von vor zehn Jahren. Das ist ein mehr als deutlicher Warnschuss, dass im Bildungssystem endlich an einigen Stellen umgesteuert werden muss in Deutschland. Mittelmaß kann nicht unser Anspruch sein“, bilanziert Horst Audritz, Vorsitzender des Philologenverbandes Niedersachsen.

Insbesondere die schlechter gewordenen Ergebnisse in Mathematik und Naturwissenschaften seien bedenklich. „Wir fühlen uns darin bestätigt, dass die Basiskompetenzen gestärkt werden müssen. Es muss wieder stärker darum gehen Wissen zu vermitteln, das angewendet werden kann und damit auch darum das Verstehen zu fördern“, betont Audritz. Es sei im digitalen Zeitalter wichtiger als jemals zuvor, dass Schülerinnen und Schüler auf Basis der erlernten Grundfertigkeiten Fakten und Meinungen auseinanderhalten könnten.

Auch der Bereich der Lesekompetenz gebe Anlass zur Sorge. „Wenn hier in den Ergebnissen von einer starken Schere zwischen Kindern mit und ohne Migrationshintergrund die Rede ist, dann müssen wir uns fragen, ob unsere Förderung frühzeitig genug ansetzt. Deutsch als Grundlage für Lesen, Schreiben, Verstehen und Kommunikation sollte mit Beginn der Beschulung in der Grundschule in ausreichendem Maß beherrscht werden, damit spätestens zum Wechsel in die weiterführenden Schulen hier keine Nachteile mehr bestehen“, so der Verbandsvorsitzende. Aber auch eine Überprüfung methodischer Ansätze wie beispielsweise dem Schreiben nach Gehör sei hier geboten.

Zu den Ergebnissen der Studie passe, dass deutsche Schulen mit größeren Personal- und Ausstattungsmängeln zu kämpfen hätten als im OECD-Durchschnitt. „Dies ist beschämend, vor allem deshalb, weil sich diese Entwicklungen seit Jahren abzeichnen. Wir haben immer und immer wieder eine auf konkreten Prognosezahlen basierenden Schüler- und Lehrerbedarfsplanung gefordert. Ohne gut ausgebildete Lehrkräfte in ausreichender Anzahl kann Bildung nicht funktionieren“, so Audritz. Hier bestehe dringender Handlungsbedarf, denn wer Leistung von den Schülern abfordere, der müsse auch Sorge dafür tragen, dass die Schüler befähigt werden diese zu erbringen.

Als erfreulich sei zu bewerten, dass in Deutschland ein gutes Schulklima zu verzeichnen sei und sich die Schüler in den Schulen wohl fühlten. „Das ist ein gutes Zeichen, sofern dabei nicht auf angemessene Leistungsstandards verzichtet wird“, konstatiert Audritz. Spitzenreiter wie China oder Singapur als Vorbilder zu sehen, sei gerade vor diesem Hintergrund mehr als fragwürdig. „Große Versagensängste, höchste Leistungsanforderungen, wenig individuelle Freiräume und eine harte Erziehung entsprechen nicht unserer kulturellen Tradition und unsrer Verankerung der Schule in einer demokratischen Gesellschaft.“

Letztlich sei der Blick auf Rangfolgen nicht der einzige Maßstab für Schulqualität. PISA könne nicht alles messen und sei auch mit Blick auf die Erhebungsgröße in Deutschland nur eingeschränkt aussagekräftig.  „Unser Fazit lautet: eine breite Allgemeinbildung stärken, Basiskompetenzen vermitteln, technische Hilfsmittel mit Bedacht einsetzen sowie eigene Fähigkeiten ausprägen, aber auch Kritikfähigkeit und Problembewusstsein schärfen und ausreichend Personal an den Schulen vorzusehen“, so Audritz abschließend.

 

Hannover, 03. Dezember 2019

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