Erstmals wurde deutschlandweit in einer Studie die Arbeitsbelastung und gesundheitliche Verfassung gymnasialer Lehrkräfte untersucht. Hohe Arbeitsbelastung und schlechte Rahmenbedingungen sind die zentralen Kritikpunkte in den 16.000 ausgewerteten Datensätzen, der befragten Lehrkräfte. Die Untersuchung „Lehrerarbeit im Wandel“ (LaiW) wurde vom Deutschen Philologenverband (DPhV) in Auftrag gegeben und vom Institut für Präventivmedizin der Universität Rostock durchgeführt. Unterstützt wurde die Arbeit der Wissenschaftler von der Krankenkasse DAK Gesundheit.
„Die Belastungsgrenze der Lehrerinnen und Lehrer an unseren Schulen ist überschritten, das hat sich in der LaiW-Untersuchung erneut bestätigt und untermauert damit einmal mehr die Ergebnisse vergangener Studien. Die politisch Verantwortlichen in Niedersachsen, allen voran der Kultusminister, haben sich seit Jahren davor gedrückt, die benannten und seit langem bekannten Probleme ernsthaft anzugehen. Dadurch haben wir wichtige Zeit zum Erhalt eines funktionsfähigen Schulsystems vertan“, bilanziert der Vorsitzende des Philologenverbandes Niedersachsen, Horst Audritz.
Über Dreiviertel der niedersächsischen Befragten klagen über fehlende Ruhezonen in den Schulen oder durch ein zu hohes Arbeitspensum verursachte ausbleibende Erholungsphasen am Wochenende. Mehr als die Hälfte leidet unter einem hohen Lärmpegel im Klassenzimmer. Damit zeigt sich unter anderem in diesen Bereichen der LaiW-Studie eine höhere Belastung der niedersächsischen Lehrerinnen und Lehrer als im Bundesdurchschnitt. „Die Befragung zeigt deutlich auf, welche Faktoren unsere Lehrkräfte in ihrem Arbeitsalltag stark beeinträchtigen. Das Thema Lehrer-Gesundheit muss in den Fokus genommen werden, um nicht auch an diesem Punkt Gefahr zu laufen, den Lehrermangel zu verschärfen“, so Audritz.
Bereits seit Oktober 2018 lägen für Niedersachsen durch das vom Kultusministerium eingesetzte Expertengremium Arbeitszeitanalyse klare Empfehlungen zur Entlastung der Kolleginnen und Kollegen vor. Dies gelte insbesondere für die besonders belasteten älteren Lehrkräfte, Teilzeitbeschäftigte sowie Lehrkräfte mit Funktionsaufgaben. „Anderthalb Jahre später erleben wir weiterhin nur Stillstand. Die Arbeitsbelastung an unseren Gymnasien ist noch immer viel zu hoch und die problematischen Rahmenbedingungen für die Lehrerinnen und Lehrer wurden nicht verbessert. Mangelnde Ruhephasen, die die Kolleginnen und Kollegen nicht einmal am Wochenende einhalten können, führen zu Schlafstörungen und weiteren gesundheitlichen Problemen“, so Audritz.
„Es muss endlich Schluss damit sein, dass die Funktionsfähigkeit unserer Schulen auf dem Rücken der Lehrkräfte gesichert wird. Wir fordern daher vom Minister umgehende Entlastungsmaßnahmen wie die Senkung der Unterrichtsverpflichtung um eine Stunde, die Umsetzung einer höheren Altersermäßigung, den Abbau unnötiger bürokratischer Aufgaben, die Reduzierung außerunterrichtlicher Aufgaben sowie einen umfangreichen modernen Arbeits- und Gesundheitsschutz“, macht der Verbandsvorsitzende deutlich.
Vorrangig müsse es darum gehen, eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen zu erreichen, statt auf präventives Verhalten der Lehrkräfte zu setzen. Arbeitsschutz und Gesundheitsförderung dürften vom Land nicht stiefkindlich behandelt werden. „Gesundheitsprävention darf niemals alleinige Angelegenheit der Lehrkräfte sein, hier muss in erster Linie die Fürsorgepflicht des Landes gegenüber seinen Beamten und Angestellten gelten“, stellt Audritz klar.
Hannover, 9. März 2020
Die Presserklärung des Deutschen Philologenverbandes sowie die detaillierten Bundesergebnisse der LaiW-Studie finden Sie unter: www.dphv.de